Was mir Hoffnung macht

Handreichung
mit pädagogischen Zusatzinformationen
Ein Buchprojekt in Kooperation zwischen dem
Kulturzentrum Grend in Essen und dem Geest-Verlag in Vechta

Sehr geehrte Damen und Herren,

nach dem großen Erfolg von „Wie die Zeit vergeht“ starten wir nunmehr ein neues Buchprojekt für Kinder und Jugendliche zwischen zehn und zwanzig Jahren aus dem ganzen Ruhrgebiet. Diesmal geht es um das Thema Hoffnung. Und wieder wollen wir mit Ihnen gemeinsam etwas Besonderes schaffen. Sie, sehr verehrte Damen und Herren, haben Kontakt zu jungen Menschen. Deshalb  bitten wir Sie um Ihre Unterstützung und um Ihr Engagement!
 
Worum es genau geht

Sind wir bei dem, was uns unmittelbar betrifft, und zwar ganz konkret, so sind wir bei unseren Hoffnungen. Was wir uns erhoffen, gibt uns innerlich eine Richtung und eröffnet uns positive Perspektiven. Wir leben darauf hin in froher Erwartung, eben in der Hoffnung, dass das, was wir uns erhoffen, auch eintritt. Wir gewinnen eine positive Grundstimmung, ja, eine positive Grundhaltung, die sogar unser ganzes Leben bestimmen kann. Sie kann uns Sinn geben, Halt und Orientierung. Haben wir Hoffnung, bildet sie eine Grundkonstante in unserem Leben. Nicht umsonst sagen wir von einer schwangeren Frau, sie sei guter Hoffnung. Auf Hoffnung ist unser Leben aufgebaut. Auf sie setzen wir, um unser Leben zu gestalten.
Um so schwieriger wird es für uns, wenn wir keine Hoffnung mehr haben, wenn sie versiegt. Dann resignieren wir oft, geben wir auf, geben wir uns auf, vielleicht sogar mit allen Konsequenzen, die dies dann für uns hat.  Sagt uns ein Arzt, dass er keine Hoffnung mehr sieht, dann ist es für uns aus. Seine Aussage wirkt auf uns wie ein Todesurteil. Denn er zeigt uns eine Grenze auf, über die wir nicht hinwegkommen. Unsere Grenze. Unabdingbar. Ohne Wenn und Aber. Oft genug aber verbinden wir, wenn wir diese Grenze sehen, damit auch ein Scheitern, das alles, was wir uns aufgebaut haben, in Frage stellt, wenn nicht gar widerruft. Hoffnungslosigkeit überfällt uns dann, vielleicht sogar eine tiefe Depression. Und wer kann schon auf die Dauer ohne eine Hoffnung leben? Ganz egal, wie sich diese  für ihn bestimmt! Es verwundert daher nicht, dass auch ein wichtiger Philosoph des 20. Jahrhunderts wie Ernst Bloch sich den Begriff Hoffnung zu eigen gemacht und sein Hauptwerk nach ihm benannt hat, indem er vom „Prinzip Hoffnung“ spricht. Was uns Hoffnung gibt, bildet das Fundament in unserem Leben. Oder etwa nicht?

Hoffnung als zentraler Baustein für die Entwicklung

Hoffnung zu haben, ist gerade für Kinder und Jugendliche besonders wichtig. Mehr noch als bei allen anderen Menschen bildet die Hoffnung für sie eine Grundkonstante in ihrem Leben. Das gilt von kleinauf. Haben sie die Sicherheit, versorgt und geliebt zu werden, gibt ihnen das Halt und Orientierung. Sie fangen an, Pläne zu schmieden und ihr Leben zu gestalten. Sie haben Zuversicht, dass alles gut geht, vielleicht sogar gut ausgeht. So ist es, wenn Kinder und Jugendliche Hoffnung haben. Das gilt für jede Altersstufe, die sie durchlaufen. Ganz besonders jedoch für die Pubertät, wenn sie sich in sich selber gründen und ihre Identität finden. Was sich die Kinder und Jugendlichen erhoffen, wird dann mehr denn je zu einem zentralen Baustein in ihrem Leben. Sie entwickeln Ideen,  berufliche und private Perspektiven, vielleicht sogar Visionen und engagieren sich, womöglich sogar bis zur letzten Faser ihrer Existenz. Ohne Hoffnung ist alles nichts. Sie wird hier zu einem Lebenselexier, egal, wo sie herkommen und wo sie leben. Ob sie das gerade im Ruhrgebiet in besonderer Weise prägt? Gibt es da Besonderheiten? Eigenheiten, wie sie gerade für den Schmelztiegel Ruhrgebiet charakteristisch sind? Es dürfte sicherlich interessant sein, einmal dieser Frage nachzugehen.  

Von den Gefahren

Gleichzeitig kann Hoffnung Kinder und Jugendliche aber auch verführen und blind machen, weil sie so begeisterungsfähig sind. Sehr leicht verfallen sie dann in eine Schwarz-Weiß-Sicht, mit der sie ihre immer komplizierter werdende Welt zu ordnen versuchen. Ihnen fehlt ja noch der Überblick, die Erfahrung, um Folgen angemessen abschätzen und die eigene Sicht richtig einordnen zu können. Im Dritten Reich hat das bekanntlich dazu geführt, dass eine ganze Generation von Jugendlichen im Krieg „verheizt“ wurde. Die Folgen waren für die Betroffenen verheerend. Geradezu beklemmend wirkt heute der Bericht der Deutschen Wochenschau vom März 1945, der einen der letzten Auftritte Adolf Hitlers in der Öffentlichkeit dokumentiert. In ihm wird gezeigt, wie er Hitlerjungen im Alter von zwölf bis sechzehn Jahren für ihren Fronteinsatz auszeichnet. Und das wenige Wochen vor seinem Selbstmord und der absehbaren bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches! Die Desillusionierung war riesig. Ein wenig scheint so etwas heutzutage auch wieder aufzublühen, wenn sich einige Jugendliche gerade aus Migrantenfamilien dem Islamischen Staat anschließen und nach Syrien reisen, um dort zu kämpfen.Sie haben Teil an unfassbaren Verbrechen gegen die Menschlichkeit und rechtfertigen dies auch noch mit geradezu frommem Augenaufschlag. Ganz offensichtlich suchen sie auch hier eine klare Orientierung mit „einfachen Lösungen“, ohne zu bemerken, wie sehr sie ausgenutzt und missbraucht werden.  Ob das auch den Kindern und Jugendlichen im Ruhrgebiet so geht?    

Wenn die Hoffnung verloren geht

Geht die eigene Hoffnung verloren, so steht für die Kinder und Jugendlichen so ziemlich alles auf dem Spiel: die persönliche Unversehrtheit, der Beruf, die Partnerschaft, die Familie, die eigene Zukunft, ja, das eigene Leben. Und das ist für sie schlimmer als bei jedem Erwachsenen, denn sie haben ja aufgrund ihres noch jugendlichen Alters in der Regel noch nichts vorzuweisen. Insofern trifft die Frage nach ihrer Hoffnung eine Scharnierstelle ihres Lebens. Was für Hoffnungen haben Kinder und Jugendliche heute, gerade wenn sie im Revier leben? Was verbinden sie mit ihr? Wie erleben sie sie? Was erträumen sie sich von ihr? Wie setzen sie ihre Träume um? Das sind spannende Fragen, mit denen es sich auseinanderzusetzen lohnt!    

Sprechen wir von den religiösen Dimensionen

Sprechen wir von Hoffnung, so hat dies immer auch eine religiöse Dimension. Die Frage nach dem, was wir uns erhoffen, ist für die Religionen konstitutiv. Sie definieren sich, aller Verschiedenheit zum Trotz, geradezu über sie. Allerdings ist der Hoffnungsbegriff dabei sehr weit zu fassen und manchmal nicht auf den ersten Blick  erkennbar. So ist für den Hindu das Streben nach Befreiung und Erlösung aus dem Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt eines der zentralen Lebensziele. Ihm kommt er näher, wenn er seine Pflichten erfüllt, die er gegenüber seiner Familie, der Gesellschaft und den Göttern gegenüber wahrzunehmen hat. Das Dharma, die ewige Ordnung, bestimmt alles. Er taucht ein in diesen religiösen Kreislauf, und genau daraus speist sich seine Hoffnung gegenüber seinem Karma, seinem Schicksal.
Ganz anders stellt sich das für einen Buddhisten dar. Der Buddhismus fordert seine Anhänger nämlich dazu auf, sich von dem eigenen Ich zu befreien und buchstäblich den Weg in die Selbstlosigkeit zu suchen. Das ist ein völlig anderer Lebensansatz. Ein individuelles Hoffen gibt es hier deshalb nicht. Es erscheint vielmehr als Teil des Problems, weil es von der rechten Einsicht ablenkt. Was heißt es also letztendlich für einen Buddhisten zu hoffen? Der Dalai Lama, das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, gebraucht den Begriff jedenfalls recht unbefangen, wenn er am Ende seiner Autobiografie, dem „Buch der Freiheit“, davon spricht, die Tibeter hofften, zu einer friedlicheren, menschlicheren und schöneren Welt beitragen zu können (Bergisch Gladbach 1990, S.331).
Das Judentum wiederum lässt sich von seinem Ursprung her geradezu als Hoffnungsreligion bezeichnen. Das zeigt schon das Passahfest, das Juden jedes Jahr neu feiern in der Erinnerung daran, dass Gott ihr Volk aus Ägypten geführt und vor den Truppen des Pharao bewahrt hat. Es gibt keine ausweglosen Situationen, das ist ein klares Signal.
Für die Christen fokussiert sich das, was Hoffnung ist, auf die Person Jesu Christi. Er ist für sie der Sohn Gottes und derjenige, an den sie glauben und der ihrem Leben Sinn gibt. Aus dem Glauben an seinen Kreuzestod und seine Auferstehung heraus versuchen sie das zu leben und umzusetzen, was er ihnen als Träger ihrer Hoffnung mit auf den Weg gegeben hat.
Für die Moslems schließlich richtet sich die Hoffnung in erster Linie auf das Jenseits. Sie geben sich Gott hin und richten ihr Leben danach aus, indem sie ihre Verpflichtungen ihm, sich selbst und den anderen gegenüber erfüllen. Im Mittelpunkt stehen dabei bekanntlich die fünf Säulen des Islam. Muslime hoffen darauf, dass ihnen die Todesengel den Weg ins Paradies zeigen, wenn sie Rechenschaft über ihr Leben ablegen. Diese Hoffnung bestimmt ihr Denken und Handeln.
Die Kinder und Jugendlichen im Ruhrgebiet wachsen in diese religiösen Vorstellungen hinein, je nach dem, in was für einem Elternhaus sie geboren wurden. Dabei dürfte sie bei uns im Revier gerade das Nebeneinander dieser (und anderer) Religionen prägen. Und das, obwohl die meisten von ihnen ja mit einem Absolutheitsanspruch auftreten und  ihr „Wahrheitsangebot“ für die einzig gültige Wahrheit halten! Zu fragen ist daher, ob und inwieweit das bei den Kindern und Jugendlichen zu einer stärkeren Abgrenzung voneinander führt oder doch zu einem Miteinander? Wie gehen sie miteinander um? Worauf setzen sie ihre Hoffnung?

Unsere Triebfeder: unsere Hoffnung  
   
Was wir erhoffen, ist bekanntlich eine der wesentlichen Triebfedern von Kunst und Kultur. Es löst künstlerische und kulturelle Prozesse aus, begleitet sie und führt sie auch einem Abschluss entgegen Je nach dem, wie die beteiligten Menschen ihre Hoffnung sehen und zu ihr stehen. Mal bringen sie sie offen zur Geltung, mal versteckt. Mal ist sie für sie klein, mal groß. Dann richten sie sie auf unser gesellschaftliches Zusammenleben. Unsere Hoffnung kann vorwärts in unsere Zukunft weisen, aber auch rückwärts sein und falsch. Je nach dem. Und so spiegelt sich das, was sich Menschen erhoffen, immer wieder in ihren Liedern, Tänzen, Bildern, Skulpturen, Filmen bis hin zu ihrer Literatur. Unsere Hoffnungen sind der Kit, der uns zusammenhält und unser Zusammenleben formt. Sie bilden unsere Verständigungsbasis, und das ist die Münze, mit der wir zahlen.
Was nun finden wir davon bei den Kindern und Jugendlichen im Revier? Wie gestalten sie ihr kulturelles Erleben? Was prägt sie? Wie leben sie zu Hause? Was bewirkt ihr Umfeld? Wie verarbeiten sie das, was sie konkret erleben?  Zu fragen ist beispielsweise danach, wie sie damit umgehen, dass das Opel-Werk in Bochum entgültig geschlossen wurde? Was sagen sie zu der hohen Kinderarmut und den vielen Hartz-IV-Empfängern im Ruhrgebiet? Welchen Niederschlag finden bei ihnen die Auseinandersetzungen um mehr Demokratie  2013 auf dem Istanbuler Taksim-Platz?Und überhaupt: Wie gehen sie mit den politischen Krisen in unserer Welt um? Mit den Kämpfen in Syrien, in der Ukraine oder auch in Afghanistan! Die Flüchtlingsströme sind ja bis ins Ruhrgebiet hinein zu spüren! Die einen suchen Schutz vor Verfolgung, die anderen wollen Arbeit und vielleicht sogar ein besseres Leben finden! Es ist deutlich: die Welt ist zusammengerückt und jeder Konflikt im Revier sofort mit den Händen zu greifen. Dabei ist die aktuelle Entwicklung nicht neu. Sie begleitet vielmehr die Menschen, die da leben, seitdem dort Kohle abgebaut und Stahl gekocht wurde. Und so ist das Ruhrgebiet nach wie vor einer größten kulturellen Schmelztiegel Europas!
Interessant dürfte es wohl aber auch sein zu erfahren, ob und inwieweit die Kinder und Jugendlichen, deren Familien zugewandert sind, ihre familiären Kulturen weiter tradieren oder ob sie von ihnen Abstand nehmen! Und zwar in der ersten, der zweiten und der dritten Generation. Oder entwickeln sie vielleicht sogar ihre Vorstellungen weiter, in dem sie sich mit anderen Kulturen auseinandersetzen? Wie hoffnungsfroh dürfte hetzutage beispielsweise eine Frau wie Scheherazade sein? In der orientalischen Tradition ist sie eine der Hauptfiguren in den Geschichten von Tausendundeiner Nacht. Sie erzählt ihrem Mann, dem persischen König Schahrayar, jeden Tag eine neue Geschichte, damit er sie nicht wie ihre Vorgängerinnen tötet! Und das über tausend Nächte lang, bis er von ihr so beeindruckt ist, dass er ihr vertraut und ihr das Leben schenkt. Wie hoffnungsfroh könnte heute auch Illa Muromez sein, ein kleiner Krüppel in einem russischen Märchen, der plötzlich wie durch ein Wunder laufen lernt. Er besteht eine Reihe von Abenteuern, bis er schließlich Ritter wird und das Königreich seines Königs gegen alle Feinde der Zukunft verteidigt. Und was ist schließlich heute mit den Hoffnungen von Sterntaler  aus dem Märchen von den Gebrüdern Grimm? In ihm geht es um ein Waisenkind, das in die Welt hinausgeht und alles verschenkt, was es hat, und dafür reichlich belohnt wird. Immer wieder geht es um Hoffnung. Und daraus ergeben sich viele Fragen. Gerade für Kinder und Jugendliche im Revier und im Umgang mit ihnen. 
 
Was wir wollen

Die neue Anthologie „Was mir Hoffnung macht“ ist Teil einer ganzen Reihe von Buchprojekten, die in den letzten Jahren im Ruhrgebiet durchgeführt wurden. Mit ihnen wollen wir gerne

•     Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationsgeschichte in der Familie zum freien Schreiben anregen,
•     ihnen bis in bildungsferne Schichten hinein über das Schreiben neue Perspektiven eröffnen, wie sie sich mit ihren Vorstellungen und Bedürfnissen in unsere Gesellschaft einbringen können,
•   für sie Leistungsanreize schaffen, indem herausragende „literarische“
Einzelleistungen mit der Aufnahme in die Anthologie belohnt werden,
•     ihnen ein literarisches Podium für eine gelungene Verständigung mit sich selbst und anderen bieten,
•     Brücken bauen, wo es notwendig ist,
•     einen Beitrag zur ästhetischen Erziehung leisten,
•     auf literarischer Ebene Impulse für eine intensive Bildungsarbeit setzen.

Am Ende soll ein Buch stehen, in dem die interessantesten Texte veröffentlicht werden, die im Rahmen des Projektes entstanden sind.

Die Chance zur Standortbestimmung

Ziel dieser Reihe ist es, einen ganz besonderen Blick auf die Sichtweisen von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund im Ruhrgebiet zu werfen. Was bewegt sie? Was fühlen sie? Wofür stehen sie? Wohin wollen sie? Es sind Fragen, deren Beantwortung für uns alle wichtig ist. Denn wie sie junge Menschen beantworten, zeigt an, wohin die Reise unserer Gesellschaft geht. Gelingt es, die Kinder und Jugendlichen in unsere Erwachsenenwelt zu integrieren? Werden sie ihren Platz in unserer Gesellschaft finden, egal, ob sie in Deutschland geboren wurden oder nicht? Fast schon seismographisch zeigen die zehn Anthologien, die bisher erschienen sind, Jahr für Jahr auf, was sich bei den Kindern und Jugendlichen im Ruhrgebiet verändert und wo sie Kontinuitäten bewahren. Das geschieht sicherlich nicht mit Hilfe wissenschaftlich-exakten Methoden, wohl aber sehr persönlich und authentisch. Auf diese Weise sind die Essener Anthologien, die Ruhrlesebücher, mit ihren inzwischen über eintausend veröffentlichten Texten geradezu zu einem Schatz der Jugendkultur geworden. Das jeweils neue Thema entsteht dabei immer wieder in Auseinandersetzung mit dem, was an Beiträgen für die letzte Anthologie erschrieben worden ist und was sich vor diesem Hintergrund an zentralen Fragen stellt. Genauso ist es auch bei dem neuen Buchprojekt.

Die bisherigen Titel:

„Fremd und doch daheim?!“, Vechta 2005,
„Dann kam ein neuer Morgen“, Vechta 2006,
„Heute ist Zeit für deine Träume“, Vechta 2007,
„Pfade ins Revier – Pfade im Revier“, Vechta 2008,
„Ruhrkulturen. Was ich dir aus meiner Welt erzählen möchte“, Vechta 2009,
„Märchenhaftes zwischen Emscher und Ruhr“, Vechta 2010,
„Zwischen meinen Welten unterwegs“, Vechta 2011.
„Wenn Wasser erzählt“, Vechta 2012,
„Dann öffnete sich mir die Tür“, Vechta 2013,
„Wie die Zeit vergeht“, Vechta 2014.

Von sich selbst erzählen

Deutlich ist: Wenn sich Kinder und Jugendliche mit dem Thema Hoffnung beschäftigen, so berührt das zentrale Fragen ihrer Existenz. Der Schweizer Autor Peter Bichsel sagte 1982 in seinen Frankfurter Poetik-Vorlesungen: „Wer sich auf das Erzählen einlässt, der (...) tut es, um sein Leben zu leben.“ (P. B., Der Leser. Das Erzählen, Darmstadt und Neuwied 1982). Dieser programmatische Satz könnte auch für das stehen, was die neue Ruhrgebietsanthologie will. Wenn junge Menschen anfangen zu erzählen, dann sind das keine Fingerübungen. Schon gar nicht, wenn es um ihre Belange geht. Denn in ihren Texten setzen sie sich mit ihren Erfahrungen auseinander und beziehen diese auf ihre Wirklichkeit. Was sie erzählen und wie sie dies tun, spiegelt also viel von dem, was in ihnen vorgeht. Und das ist wichtig, damit sie ihre persönliche Zukunft in unserer Gesellschaft finden. Wie verarbeiten sie das, was sie erlebt haben? Wie beschreiben sie, was gewesen ist? Welche Worte finden sie für die Fakten, welche für das, was es zu gestalten gilt? Welche Erkenntnisse führen sie weiter? Gehen sie auf Fantasiereisen oder bleiben sie im Hier und Jetzt stecken? Welche (literarische) Formkraft entwickeln sie, um das darzustellen, was sie darstellen wollen?

Unsere Bitte

Aus diesem Grunde sprechen wir Sie, verehrte Moderatorinnen und Moderatoren, persönlich an! Geben Sie den Kindern und Jugendlichen in den Einrichtungen, in denen Sie arbeiten und mit denen Sie zu tun haben, Raum, sich mit der Thematik zu befassen!  Davon auszugehen ist auf jeden Fall, dass das, was bei jungen Menschen auf erzählerischer Ebene passiert, in vielerlei Hinsicht sein Pendant bei ihnen selbst findet. Und das ist gerade für ihr Lebensalter wichtig. Es ist ein Schritt sprachlicher „Verortung“, der sie den Blick nach vorne richten und Perspektiven entwickeln lässt. Was will ich? Was kann ich? Wie kann ich das, was ich will, erreichen? Es sind Fragen, die ihnen Wege eröffnen, sich kritisch und selbstkritisch mit der eigenen Gegenwart und der eigenen Zukunft zu befassen. Es ist für jeden, der mit jungen Menschen zu tun hat und sich für ihre Belange interessiert, etwas, an dem er eigentlich nicht vorbeigehen kann.
Für uns ist das ein Grund, dem einmal genauer nachzuspüren, um zu beleuchten, was es damit auf sich hat. Dass sich daraus wichtige Impulse für die Kinder- und Jugendpolitik sowie die Integrationspolitik ergeben können, liegt auf der Hand. Allen Institutionen, die mit jungen Menschen zu tun haben, wie Schulen, Jugendgruppen, Migrantenvereine bis hin zu den politischen Verbänden bietet das Buchprojekt daher eine Chance zur Standortbestimmung und zur Reflexion über das, was bisher in der Arbeit mit diesen Kindern und Jugendlichen erreicht wurde. Na ja, und vielleicht ist vor diesem Hintergrund sogar hin und wieder mit neuen Einsichten zu rechnen, und deshalb bitten wir Sie um Ihr Engagement und Ihre Unterstützung!
Lassen Sie also die Kinder und Jugendlichen, mit denen Sie es zu tun haben, Texte schreiben! Entscheidend ist, dass sie auf irgendeine Weise mit dem Thema Hoffnung zu tun haben. Die Handlung selbst kann im Ruhrgebiet angesiedelt sein, muss es aber nicht. Der Text kann in der Vergangenheit spielen, in unserer Gegenwart, aber natürlich auch in der Zukunft. Wie sie es wollen!

Die Gattungen

Welche literarische Form die Kinder und Jugendlichen wählen, wollen wir ihnen nicht vorgeben. Sie sollen grundsätzlich selbst entscheiden, was zu ihren Inhalten passt. Sie können sich an traditionellen Vorbildern orientieren, aber gerne auch eigene Vorstellungen entwickeln. Das ist offen. Gleichwohl kann es sinnvoll sein, wenn Sie ihnen hier und da Orientierungshilfen geben, um sie beim Schreiben zu unterstützen. Das ist für uns kein Ausschlusskriterium.             

Ihre Aufgabe als Multiplikator

Bitte geben Sie den Kindern und Jugendlichen, mit denen Sie zu tun haben, Raum und Zeit, Texte zum Thema „Hoffnung“ zu verfassen! Nutzen Sie Ihre Position als Lehrer/in, Jugendleiter/in, Sozialarbeiter/in, Erzieher/in, Elternteil, usw., ermutigen und beraten Sie sie! Ermuntern Sie sie, in der Sprache zu schreiben, in der sie sich zu Hause fühlen!
Bitte fordern Sie Flyer für die Weitergabe an Ihre Schüler/innen, Kinder und Jugendlichen an, mit denen Sie arbeiten oder zu denen Sie Kontakt haben. Geben Sie diese an sie weiter, laden Sie sie ein und leiten Sie die gesammelten Texte bitte weiter! Bitte wählen Sie diese nicht vorher aus! Schicken Sie uns möglichst alle Texte, die bei Ihnen entstanden sind! Oft genug gibt es auch bei scheinbar Schlechterem einige Beiträge, die trotz mangelnder Sprachrichtigkeit Interessantes aufzeigen!
Manchmal muss das freie Schreiben vielleicht noch geübt werden. Hilfestellung dazu bieten beispielsweise der Aufsatz „Das geheime Leben der Wörter. Freies Schreiben in der Schule“ von Ralf Thenior und die vier Bücher, die in diesen Jahren unter der Federführung von Erwin Krottenthaler und dem Literaturhaus Stuttgart bei Klett/Kallmeyer erschienen sind: „Szenisches Schreiben im Unterricht“ von Thomas Richardt (Seelze 2011), „ Erzählendes Schreiben im Unterricht“ von Ulrike Wörner (Seelze 2012), „Lyrisches Schreiben im Unterricht“ von José F. A. Oliver (Seelze 2013) sowie „Journalistisches Schreiben im Unterricht“ von Tilman Rau (Seelze 2014). Aber auch sonst gibt es viele Bücher oder Internetadressen, die über das freie Schreiben und seine Möglichkeiten Auskunft geben.

Wichtige Hinweise

Selbstverständlich dürfen die Jugendlichen, vor allem die mit Migrationshintergrund, in der Sprache schreiben, in der sie sich zu Hause fühlen. In welcher, das sollte gegebenenfalls mit angegeben werden. Die für den Abdruck in der Anthologie ausgewählten Texte werden, wie im Verlagswesen üblich, Korrektur gelesen und den
Jungautorinnen und -autoren noch einmal zur Kontrolle vorgelegt. Wenn Sie Fragen haben, dann melden Sie sich bitte bei uns! Wir beraten Sie gerne.

1 bis 3 Texte pro Person (jeweils max. 3 Din A4-Seiten).

Die Ausschreibungsfrist endet am 1. August 2015.

Adresse (zur Abgabe der Texte)

Kulturzentrum Grend
z. Hd. Artur Nickel
Stichwort „Hoffnung“
Westfalenstraße 311
45276 Essen
Absender (Telefonnummer, Email-Anschrift und Alter nicht vergessen!)
Die Jugendlichen, deren Texte aufgenommen werden, werden schriftlich informiert.
Wer an dem Projekt teilnimmt, erklärt sich damit einverstanden, dass sein Beitrag in dem Buch und in Verbindung damit gegebenenfalls auch in anderen Medien veröffentlicht wird. Eingesandte Texte können leider nicht zurückgeschickt werden, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Infos unter

www.arturnickel.de
www.geestverlag.de
www.grend.de .

Ausgewählte Literaturangaben

Gerd Herholz (Hg.): Die Musenkussmischmaschine, eine Sammlung von
132 Schreibspielen, Neue Deutsche Schule Verlagsgesellschaft, 3. Aufl. 2003
Ralf Thenior: „Das geheime Leben der Wörter. Freies Schreiben in der Schule“ , vgl.
http://www.ralf-thenior.de/leseproben/autorenschule.html, geöffnet am 22.2.2015
Thomas Richardt: Szenisches Schreiben im Unterricht, Seelze 2011
Ulrike Wörner u. a.: Erzählendes Schreiben im Unterricht, Seelze 2012
José F. A. Oliver: Lyrisches Schreiben im Unterricht, Seelze 2013.
Tilman Rau: Journalistisches Schreiben im Unterricht, Seelze 2014.

Im November 2015 soll die Anthologie erscheinen und mit einer öffentlichen Lesung präsentiert werden. Das geben wir rechtzeitig bekannt. Danach kann es weitere Lesungen und Veranstaltungen im Ruhrgebiet geben, um das Buch zu präsentieren und die in den Texten angesprochenen Themen in Schulen und anderen Institutionen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, zu diskutieren. Wenn Sie daran Interesse haben, Anregungen haben oder uns unterstützen möchten, wenden Sie sich bitte an uns! Das Gleiche gilt, wenn Sie andere Fragen zu dem Buchprojekt haben.

Wir sind gespannt auf die Texte und verbleiben
mit herzlichen Grüßen

Dr. Artur Nickel
Kulturzentrum Grend
Westfalenstraße 311
45276 Essen
Tel.: 02327 974246    
Fax: 0201 8513250
arturnickel@web.de
www.arturnickel.de

Alfred Büngen
Geest-Verlag
Lange Straße 41 A
49377 Vechta
Tel.: 04447 856580
Fax: 04447 856581
info@geestverlag.de
www.geestverlag.de